Eigentlich klingt die Idee zu wirr, um zu funktionieren: Als einziger Überlebender wacht ein junger Mann auf einer verlassenen Insel auf. Die Lage ist aussichtslos, doch eine Leiche, gespielt von „Harry Potter“-Star Daniel Radcliffe, gibt dem Einsamen neue Hoffnung. Vor allem, da die Leiche durch starke Flatulenzen auffällt. Doch was auf dem Papier wie die durchgedrehte Vision eines langsam in den Schlaf entschlummernden Kiffers klingt, ist einer der besten Indie-Filme der letzten Jahre. Denn Swiss Army Man aus dem Jahr 2016 ist nicht nur die Geschichte eines Mannes und einer furzenden Leiche. Es ist vielmehr ein zutiefst philosophisches Werk über Freundschaft, Verbundenheit und über die Vergänglichkeit des Lebens. Und selbst wer den hochtrabenden Ansatz des Filmes nicht unbedingt für einen gelungenen Filmabend benötigt, wird allein schon wegen den großartigen Leistungen der beiden Schauspieler nicht enttäuscht.

Drei Millionen und 22 Tage Drehzeit

Swiss Army Man ist ein klassischer Indie-Titel, wie er im Buch steht. Nicht nur wurde er ohne die Hilfe großer Studios produziert. Auch das Budget des Filmes betrug schlappe drei Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: Mit dieser Summe könnte der Disney Konzern nicht einmal die Gage des Iron-Man Mimen Robert Downey Jr. bezahlen! Zudem drehte das Team den kompletten Film in nur 22 Tagen im sonnigen Kalifornien. Nicht zuletzt dank der geringen Produktionskosten war Swiss Army Man schon nach wenigen Tagen in den Kinos ein finanzieller Erfolg.

Doch trotz des Erfolges, man muss sich auf diesen Film einlassen. Denn vor allem die ständigen Flatulenzen und die namensgebende Vielseitigkeit der von Radcliffe gespielten Leiche erfordern einen gewissen Grad an Bereitschaft, das Gezeigte zu akzeptieren. Immerhin nutzt der von Paul Dano gespielte Hank die Leiche nicht nur als Gewehr, sondern auch als Wasserspender oder als Boot. Die Ähnlichkeit des Kadavers zu einem Schweizer Taschenmesser ist der große rote Faden im Film, den man jedoch hinnehmen muss, um wirklich an ihm Spaß zu haben.